Inkontinenz-Beratung

Die Blasenschwäche ist kein Einzelschicksal und auch kein Anzeichen von Altersschwäche. Sie ist eine Volkskrankheit, die in jedem Alter auftreten kann. Die Gynäkologin Jeannette Brown (USA) sagte: "Die Blasenschwäche bringt Sie nicht um, sie nimmt Ihnen nur das Leben." ... wenn Sie nicht rechtzeitig etwas unternehmen:

Frühe Therapie – beste Erfolgschancen!

Formen der Inkontinenz

Harninkontinenz bedeutet unwillkürlicher Urinverlust. Um die richtige Behandlung herauszufinden, muss zunächst die Form der Harninkontinenz diagnostiziert werden.

Belastungsinkontinenz: Der Anstieg des Druckes im Bauchraum unter körperlicher Belastung wie Husten, Lachen, Niesen, Heben, Bergabgehen und Joggen führt zur Öffnung der Harnröhre mit unwillkürlichem Urinabgang.

Überaktive Blase mit und ohne Dranginkontinenz zeichnet sich durch eine zu empfindliche Blase aus, die sich häufig aus völliger Ruhe heraus zusammenzieht. Daraus resultiert ein teilweise schmerzhaftes nicht unterdrückbares Dranggefühl. Teilweise ohne, teilweise mit Urinverlust. Patientinnen müssen häufiger die Toilette besuchen.

Mischinkontinenz: In 20% bis 30% der Fälle haben wir es mit einer Kombination beider Formen zu tun, das heißt Drang- und Belastungsblasenschwäche.

Descensus / Senkungsbeschwerden: Je nach Ort der Senkung spricht man von einer Blasen-, Gebärmutter- oder Darmsenkung. Die Senkung und Blasenschwäche sind zwei unterschiedliche Krankheiten, die getrennt oder gemeinsam auftreten können. Eine fortschreitende Senkung, die oft unbemerkt ist, kann eine vorhandene Blasenschwäche „lindern“ oder sogar zur erschwerten Blasenentleerung führen. Wir sprechen von einer sog. „versteckten Blasenschwäche“.

Ursachen

Verschiedene Ursachen können nicht nur das Harnröhrenverschlusssystem abschwächen, was zur Belastungsinkontinenz führt, sondern können auch zum Tiefertreten (Senkung) oder sogar zum Vorfall von Harnblase, Gebärmutter und Enddarm führen. Ursachen können folgende sein:

  • Vaginale Geburten mit Abriss der Aufhängungsbänder der Harnröhre am Schambein oder Verletzung der Beckenbodenmuskulatur
  • Vermehrte Belastung des Beckenbodens durch Asthma, Übergewicht, schwere körperliche Arbeit, Raucherhusten, chronische Verstopfung
  • Angeborene Bindegewebsschwäche
  • Fehlen weiblicher Sexualhormone

Die betroffenen Frauen klagen über ziehende Unterbauch- / Rückenschmerzen, Druckgefühl nach unten im Bereich der Scheide, Probleme beim Stuhlgang wie Verstopfung oder Unfähigkeit, den Stuhl zu kontrollieren, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr, häufige, oft wiederkehrende Blasenentzündungen.

Voraussetzung für eine erfolgversprechende Therapie ist die Kenntnis der Form der Blasenschwäche und Art der Senkung. Erst dann kann eine gezielte, individuell angepasste Behandlung durchgeführt werden.

Diagnostik

Um eine genaue Diagnose stellen zu können und Ihnen damit einen optimalen Therapievorschlag zu machen, werden wir einige schmerzfreie Untersuchungen durchführen.

Nach einem persönlichen Gespräch erfolgt zunächst eine spezielle Ultraschalluntersuchung (Pelvic-Floor-Sonographie), um die Funktion Ihres Beckenbodens und die Verschlussfähigkeit der Harnröhre oder des Darmes abzuklären. Weiterhin werden Lageveränderungen der Harnröhre, der Blase, der Gebärmutter oder des Scheidenendes sowie verschiedener Darmanteile als auch die Muskulatur des Beckenbodens beim Husten, Kneifen und während des Pressens dargestellt.
Bei Bedarf werden die Druckverhältnisse in Blase und Harnröhre mit Hilfe eines Computers gemessen (sog. urodynamische Untersuchung). Dabei können wir ebenfalls das Verschlusssystem der Harnröhre und eventuelle Fehlfunktionen der Harnblase prüfen.

Konservative Therapie

Die konservative (nichtoperative) Therapie steht an erster Stelle:

  • Trink- und Toilettentraining
  • lokale Anwendung weiblicher Sexualhormone
  • Beckenbodenphysiotherapie mit Elektrostimulation
  • Biofeedback
  • Medikamente, die die Blase entspannen und die Hahnröhre verstärken.
  • moderne Vaginalpessare und blasenentspannende Medikamente

Operative Therapie

Harninkontinenz-Operationen und die operative Beseitigung einer Blasen-, Enddarm- oder Gebärmutter-Senkung haben getrennte Indikationen und werden oft separat und zielorientiert durchgeführt, um den besten Erfolg zu erreichen.

Als moderne Belastungsinkontinenz-Operation ist die spannungsfreie Scheidenbandeinlage (sog. TVT / TOT u.a. Methoden) allen anderen Techniken überlegen. Einerseits wegen der Einfachheit dieser Operation, andererseits auch wegen der hohen Erfolgsrate von über 90 %. Bei entsprechenden Indikationen können auch andere Operationsmethoden wie Bulking agents (Bulkamid) oder die Kolposuspensionen nach Burch angewandt werden.
Bei eine Dranginkontinenz (OAB), bei der Medikamente keinen gewünschten Erfolg liefern oder nicht angewandt werden können, werden spezielle Verfahren wie z.B. intravesicale Botox-Injektionen in Kurznarkose durchgeführt.

Wenn der Beckenboden seine Spannung verliert, rutschen die weiblichen Organe (Gebärmutter, Scheide, Blase, Enddarm) ab und können im schlimmsten Fall vor dem Scheideneingang sichtbar werden.

Das eigene Bindegewebe wird mit dem Alter immer schwächer, was häufige Rückfälle nach Operationen begünstigt. Um eine bessere Heilungschance zu erreichen, kann ein Spezialnetz implantiert werden. Es wächst in das Binde- und Stützgewebe ein und stabilisiert den Beckenboden. Die abgesackten Organe werden an ihre ursprüngliche Position gebracht und so ein erneutes Absenken verhindert. Diese Behandlungsmethoden verschaffen vor allem Frauen mit einem ausgeprägten Beckenbodenprolaps, bei angeborener Gewebsschwäche oder bei erneuter Senkung nach einem erfolglosen Eingriff, eine anhaltende Heilung und wieder uneingeschränkte Freude am Leben.

Das optimale OP-Verfahren wird individuell an die Patientin und an die Art des Defektes angepasst und unter Berücksichtigung von Alternativen in einem ausführlichen Gespräch vorgeschlagen.

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