Probleme mit Brustimplantaten
Wurden bei Ihnen Brustimplantate eingesetzt, kann es im Laufe der Zeit zu verschiedenen Komplikationen und/oder zu später auftretenden Nebenwirkungen kommen. In manchen Fällen müssen die Brustimplantate bei Komplikationen wieder entfernt werden.
Kapselfibrose:
Hierbei handelt es sich um die Bildung einer Bindegewebs-Kapsel um das Brustimplantat, da es sich hierbei um einen Fremdkörper handelt und der Körper sich davor schützen möchte. Diese Gewebekapsel kann sich zusammenziehen und verhärten, wodurch die Kapselfibrose oder sogar eine Kapselkontraktur entsteht. Als Folge kann es zu Verformungen, Verhärtungen, Schmerzen und kosmetisch unschönem Aussehen kommen. Eine Kapselfibrose entsteht vor allem gehäuft bei Raucherinnen und/oder Zustand nach Bestrahlung. Die Kapselkontraktur wird je nach Intensität in vier verschiedene „Baker-Grade“ aufgeteilt. Beim dritten und vierten Grad ist oftmals ein chirurgischer Eingriff aufgrund der Beschwerden erforderlich.
Rotation/Dislokation bzw. Verschiebung des Implantates:
Während oder nach der Operation kann es dazu kommen, dass das eingesetzte Implantat nicht an der richtigen Stelle liegt. Das Implantat braucht längere Zeit einzuheilen. Die Ursachen für eine Verschiebung des Implantates können sehr vielfältig sein: Neben äußeren Einwirkungen wie Unfällen kann z. B. eine Kapselkontraktur für die Verschiebung verantwortlich sein. Nach Implantateinlage sollten deswegen auch unbedingt schwerere körperliche Aktivitäten und Sport für drei Monate vermieden werden. Damit das Implantat besser einheilt, werden häufig strukturierte Implantate verwendet.
Prothesendefekt / Prothesenruptur:
Bei Implantaten können Risse oder Löcher in der Außenwand entstehen. Diese Defekte entsteht meistens durch Alterung des Materials im Laufe der Zeit bzw. Materialermüdung. Sie können aber auch durch Traumata oder starken Druck von außen (z. B. bei Aufprall) als auch durch Schäden von chirurgischen Instrumenten während des Einsetzens entstehen. Außerdem können Schäden durch medizinische Eingriffe an der Brust (z. B. bei einer Biopsie) für einen Defekt verantwortlich sein.
Silikon-Bleeding (Silikonbluten):
Mikropartikel können aus dem Implantat in das umliegende Gewebe eindringen. Hierdurch kann eine Kapselfibrose entstehen oder verstärkt werden. Über die Jahre können sich diese Mikropartikel bzw. das Silikon in Lymphknoten oder anderen Organen ansammeln. Dies tritt häufiger bei älteren Silikonimplantatmodellen auf. Heutzutage werden moderne Implantatmodelle aus hochwertigen Materialien verwendet, weswegen das Silikonbluten nur noch selten auftritt.
Brustimplantat-Krankheit (BII = Breast ImplantIllness):
Nach der Einlage eines Silikon- oder Kochsalz-Implantates können verschiedene Symptome auftreten, die nicht sicher zuzuordnen sind.
Silikonimplantat-Unverträglichkeits-Syndrom = SIIS (silicone implant incompatibility syndrome):
Bei diesem Syndrom handelt es sich um eine Fremdkörperabstoßung oder allergische Reaktion durch das Brustimplantat selbst. Ein SIIS kann bereits nach wenigen Wochen oder Monaten auftreten. Ein Hinweis könnte eine neu aufgetretene Schuppenflechte sein.
ASIA-Syndrom (autoimmune/inflammatory syndrome induced by adjuvants):
Hierbei handelt es sich um ein Autoimmun- oder Entzündungssyndrom. Es können verschiedene Symptome auftreten wie z.B. Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelbeschwerden, Hautausschläge (z.B. Schuppenflechte), chronische Müdigkeit, Leistungsminderung, andere Stoffwechselstörungen wie z.B. Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow etc.
Anaplastisches Lymphom (BIA-ALCL´s (Breast Implant-associated Anaplastic Large Cell Lymphoma)):
Das ALCL ist eine sehr seltene Lymphdrüsenkrebsart, das sogenannte anaplastisch-großzellige Lymphom. Es wird zu den Non-Hodgkin Lymphomen gezählt. Das ALCL ist ein Krebs der Zellen des Immunsystems. Das BIA-ALCL ist ein T-Zell-Lymphom. Es tritt nur sehr selten auf.
Ist das Implantat mit einer Kochsalzlösung gefüllt, ist es meistens leicht einen Riss im Implantat zu erkennen, da sich die Brust in ihrer Größe und Form merklich verändert. Bei Silikon-Implantaten kann allerdings nur bei einem MRT ein Bruch erkannt werden, da das Silikon zwar austreten kann, aber in den meisten Fällen in der Kapsel bleibt und die Betroffenen keine äußeren Veränderungen der Brust erkennen können. Spüren die Betroffenen eine Veränderung und fühlen sich unwohl, ist es sinnvoll dies mit der/dem zuständigen Fachärzt:in abzuklären.
Wichtig ist, dass das Material der Implantate hochwertig und modern ist und das Implantat an der richtigen Stelle eingesetzt wird. In einem Gespräch mit der/dem Fachärzt:in können diese Risiken besprochen werden. Außerdem sollten nach der Operation die Nachsorgemaßregeln befolgt werden (z. B. das Tragen eines Kompressions-BH, körperliche Schonung).
Brustimplantate halten jedoch auch meistens nicht lebenslang und je länger Brustimplantate eingesetzt sind, desto wahrscheinlicher wird es, dass aus verschiedenen Gründen eine Entfernung notwendig wird.
Bei einem schwerwiegenderen Grad der Verhärtung mit Beschwerden muss in einigen Fällen das Implantat operativ entfernt und durch eine neues ersetzt werden. Hierbei sollte auch möglichst das ganze Kapselgewebe entfernt werden. Statt ein neues Implantat einzusetzen, besteht auch die Möglichkeit das Implantat und das Kapselgewebe zu entfernen ohne weiteren Aufbau oder alternativ die Brust neu aufzubauen bzw. zu formen (autologe Konversion). Auch bei einer Ruptur muss der/die Fachärzt:in individuell beraten und entscheiden, ob das Implantat entfernt werden muss.
An wen kann ich mich wenden?
Patient:innen, die aufgrund von Komplikationen mit Implantaten eine Behandlung benötigen, können sich in der Klinik für Senologie / Brustzentrum Ruhrgebiet umfassend beraten und behandeln lassen. Der erste Weg ins Brustzentrum ist die Vorstellung der Patient:innen in der Brustambulanz.
Dazu muss vorher persönlich oder auf Anfrage des Arztes / der Ärztin einen Termin unter der Telefonnummer 0209 160-3111 vereinbart werden. Patient:innen müssen eine Überweisung ihres / ihrer Gynäkolog:in und ihre Krankenversicherungskarte mitbringen. Falls vorhanden, sollten sie auch Mammographieaufnahmen und Berichte über durchgeführte Untersuchungen oder Voroperationen mitbringen.