Krebserkrankungen

Myelodysplastisches Syndrom (MDS)

Das Myelodysplastische Syndrom (MDS) gehört zu den häufigsten bösartigen Bluterkrankungen und umfasst mehrere Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen verschiedene Blutzellarten nicht richtig gebildet werden können. Die Erkrankung tritt meist bei Menschen über 60 Jahre auf (die Hälfte der Erkrankten ist über 75 Jahre alt) und kann je nach Verlauf der Erkrankung in eine sekundäre akute myeloische Leukämie übergehen. Bei den verschiedenen MDS-Formen wird zwischen Verlauf, Behandlungsoptionen und Leukämierisiko unterschieden.

Welche Symptome können auftreten?
  • Blutarmut (Müdigkeit, Blässe, Schwindel, verminderte Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, schneller Puls)
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Gerinnungsstörungen der Thrombozyten und Blutungen (blaue Flecken, Nasenbluten, verlängerte Regelblutungen bei Frauen…)

Da die Symptome bei MDS nicht immer eindeutig sind, ist es sinnvoll, bei langanhaltenden Symptomen eine Ursache ärztlich abklären zu lassen.

Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es?

Ursache der MDS sind bösartige, genetische Veränderungen (Mutationen) der blutbildenden Zellen im Knochenmark. Diese treten zufällig entweder durch genetische Veranlagung oder äußere Umwelteinflüsse auf. Risikofaktoren sind z. B. ionisierende Strahlung und bestimmte chemische Substanzen. In den meisten Fällen ist jedoch nicht klar, welche genaue Ursache die Erkrankung hat.

Wie erfolgt die Diagnose?

Damit der/die zuständige Fachärzt:in MDS genau feststellen kann, ist eine ausgiebige Blut- und Knochenmarksuntersuchung notwendig. Eine Analyse des Blutes gibt dann Auskunft über die Zusammensetzung der Blutzellen. Veränderte Blutwerte und andere Erkrankungen wie z. B. eine Anämie liefern weitere Hinweise auf MDS. Liegt ein Verdacht auf MDS vor, erfolgt eine Knochenmarksuntersuchung, bei der unter örtlicher Betäubung Knochenmark aus Hüftknochen und Brustbein entnommen wird. Anschließend können mit Hilfe einer Laboranalyse die erkrankten Zellen erkannt werden und zytogenetische Veränderungen wie die Veränderung der Anzahl von Chromosomen oder Chromosomenteilen Aufschluss über eine mögliche MDS-Erkrankung geben.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Es ist bisher nicht möglich, MDS medikamentös zu heilen. Man versucht daher, die Lebensqualität der Betroffenen möglichst zu erhöhen, die Symptome zu reduzieren und den Krankheitsverlauf möglichst zu verlangsamen. Je nach MDS-Art, Alter oder Gesundheit der Betroffenen wird individuell entschieden, welche Behandlungsmethoden angewandt werden. Die Supportivtherapie bezeichnet unterstützende Therapiemaßnahmen, mit der Krankheitssymptome und therapiebedingte Nebenwirkungen behandelt werden können. Anämie und Blutungen können beispielsweise durch Transfusionen mit Blutkörperchen oder Blutplättchen behandelt werden. Außerdem kann bei bluttransfusionsabhängigen Patienten eine Chelattherapie helfen, um die Eisenausscheidung zu erhöhen.

Mit dem Hormon Erythropoetin oder dem Wirkstoff Valproinsäure kann zudem die Bildung roter Blutkörperchen gefödert werden. Immunmodulatoren verstärken das körpereigene Abwehrsystem und in manchen Fällen kann sich das Blutbild wieder verbessern. Auch eine Chemotherapie kann angewandt werden. Dabei bekommen Betroffene Zytostatika, welche das Wachstum von Zellen hemmen (durch Infusionen, Spritzen oder Tabletten). Die einzige Behandlungsoption MDS zu heilen, ist eine Stammzelltransplatation, bei dem erkranktes Knochenmark durch neues ersetzt wird. Das vorher durch Chemotherapie oder Bestrahlung abgetötete kranke Knochenmark wird mit dem Knochenmark eines Spenders mit Hilfe einer Infusion ausgetauscht. Dieser Eingriff ist sehr risikoreich und nur für Hoch-Risiko Patient:innen eine Möglichkeit.

Wie schnell sollte die Krankheit therapiert werden?

Bei Symptomen von MDS sollte der/die zuständige Fachärzt:in aufgesucht werden, da MDS schwerwiegende Ursachen haben kann und der Krankheitsverlauf möglichst verlangsamt werden sollte.

Da sich MDS im Verlauf und Schweregrad oftmals deutlich unterscheidet, wurde von Expert:innen ein System zur Berechnung des individuellen Risikos entwickelt und jedem / jeder Patient:in eine Risikogruppe zugeordnet werden kann. Patient:innen der Niedrig-Risiko-Gruppe haben meist einen leichten Krankheitsverlauf und brauchen jahrelang kaum Behandlungen und nur regelmäßige ärztliche Kontrollen. Anders bei der Hoch-Risiko-Gruppe: Hier entwickelt sich die Krankheit schnell und das Risiko ist höher, dass MDS in eine Leukämie (Leukämie verlinken) übergeht und eine intensivere Therapie ist notwendig.

An wen kann ich mich wenden?

Im Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen behandelt die Klinik für Hämatologie und Medizinische Onkologie Betroffene mit MDS.

Erste Ansprechpartner:innen bei Verdacht auf MDS sie die behandelnden Hausärzt:innen. Sie überweisen die Patient:innen dann an die zuständigen Spezialist:innen für Blut- und Krebserkrankungen in der Klinik für Hämatologe und medizinische Onkologie.

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