Psyche

Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis

Eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis ist eine schwere psychische Störung. Betroffene erleben zwei Wirklichkeiten: eine „allgemeine“ Wirklichkeit, die sie wie alle anderen Menschen erleben und eine „private“ Wirklichkeit, in der sie Umweltgeschehnisse verzerrt wahrnehmen und dadurch Halluzinationen und Wahnvorstellungen entwickeln können. Während Erkrankte anfangs an dem zweifeln, was sie wahrnehmen („Ist das wirklich so oder täusche ich mich?“) verschwinden diese Zweifel mit zunehmender Erkrankungsschwere und die Erkrankten sind überzeugt, dass ihre „private“ Wirklichkeit der Realität entspricht. Eine Psychose kann Tage, Wochen oder sogar mehrere Monate andauern. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Welche Symptome können auftreten?

1. Während einer Psychose

  • Halluzinationen, z. B. Hören von Stimmen
  • Wahnvorstellungen, z. B. Verfolgungswahn, Wahnwahrnehmungen („Ich werde beobachtet“)
  • Gefühl „von außen“ beeinflusst zu werden

2. Zusätzlich können weitere Symptome auftreten, wenn eine akute Psychose nicht behandelt wird

  • Antriebslosigkeit und Abgeschlagenheit
  • Depressive Verstimmung bis hin zu Suizidgedanken
  • Unfähigkeit, Gefühle zu erleben und zu zeigen
  • monotones Sprechen oder abgestumpfte Mimik

Sowohl während als auch nach einer Psychose können Betroffene zudem Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Reizüberflutungen, Angstzustände und Gleichgültigkeit empfinden.

Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es?

Die andersartige Wahrnehmung von äußeren Einflüssen entsteht im Gehirn dadurch, dass bestimmte Nervenverbände nicht richtig zusammenarbeiten. Ursächlich dafür sind genetische und körperliche sowie lebensgeschichtliche Faktoren, die in Kombination mit verschiedenen Stressfaktoren eine Psychose auslösen können. Stressfaktoren können mangelnde soziale Fertigkeiten, ein belastendes soziales Umfeld oder Schicksalsschläge sein. 

Kann man der Krankheit vorbeugen?

Genetische Ursachen für eine Psychose können nicht beeinflusst werden, ebenso wie viele der lebensgeschichtlichen Faktoren. Allerdings kann man versuchen, persönliche Risikofaktoren zu minimieren und den Verlauf der Erkrankung dadurch positiv zu beeinflussen. Hilfreich kann es beispielsweise sein, verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen, auf Drogenkonsum zu verzichten sowie Belastungs- und Stressfaktoren im eigenen Alltag zu erkennen und zu reduzieren.

Wie erfolgt die Diagnose?

Meistens fällt dem näheren Umfeld der Betroffenen eine Verhaltensänderung auf. Fachärzt:innen können eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis über gezielte Fragen nach Verhaltensweisen und Gemütslagen der Patient:innen selbst oder der Angehörigen diagnostizieren.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Eine Psychose kann medikamentös mithilfe von Antipsychotika, Psychoedukation (Behandlungsmaßnahme, bei der Patient:innen systematisch und strukturiert Wissen über die Erkrankung erhalten) oder einer Psychotherapie behandelt werden. Außerdem wird Erkrankten mithilfe psychosozialer Maßnahmen „Hilfe zur Selbsthilfe“ ermöglicht. Eine wichtige Rolle spielt auch die Einbeziehung der Angehörigen und das Erlernen von Stressvermeidung und -bewältigung.

Psychosen sind heilbar!

Bei einer intensiven und ggf. langfristigen Behandlung können sich die Symptome einer Psychose vollständig zurückbilden.

Wie schnell sollte die Krankheit therapiert werden?

Psychosen sollten frühzeitig behandelt werden, da sonst das Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit erhöht ist und Rückfälle wahrscheinlicher sind. Wird die Erkrankung nicht behandelt, können Symptome wie Halluzinationen und Verfolgungsängste bestehen bleiben und den Lebensalltag dauerhaft beeinträchtigen.

Welche Fachärzt:innen sind für die Behandlung zuständig?

Geeignete Ansprechpartner sind Fachärzt:innen für Neurologie oder Psychiatrie und Hausärzt:innen, die an eine Spezialist:in zum Beispiel in der Klinik für seelische Gesundheit im Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen überweisen können. Da Betroffene einer Psychose oft nur noch ihre „eigene Wirklichkeit“ wahrnehmen, spielen Angehörige eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Ärzt:innen aufzusuchen. Im akuten Notfall, wenn die erkrankte Person zum Beispiel übergriffig wird, kann sie auch gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden.

An wen kann ich mich wenden?

Im Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen behandelt die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) Patient:Innen mit schweren und chronifizierten Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Zudem bietet eine Tagesklinik eine teilstationäre Behandlung.

Betroffene benötigen eine Überweisung von einer niedergelassenen Ärzt:in in die Klinik für seelische Gesundheit. In akuten Notfällen können sich Betroffene auch direkt in der Zentralen Notaufnahme vorstellen oder den Rettungsdienst rufen. Die Aufnahme in die Psychiatrische Institutsambulanz erfolgt entweder als Verlegung aus der Klinik für seelische Gesundheit oder nach der Krankenhauseinweisung durch eine niedergelassene Ärzt:in.

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