Bei Anruf Alkoholentgiftung

Abhängige bekommen am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen schnell einen Platz zu einer qualifizierten Entgiftung.
Bildunterschrift

In Deutschland sind rund sechs Millionen Menschen alkoholabhängig, die Wartezeiten für einen Therapieplatz sind häufig lang. Wer in Gelsenkirchen und Umgebung von Alkohol- oder Beruhigungstabletten abhängig ist und sich entschließt, eine Entgiftung zu machen, bekommt in der Klinik für Seelische Gesundheit am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen (EVK) kurzfristig einen Termin. Betroffene können ihre Tasche für die Klinik packen und dann von montags bis freitags zwischen 10:00 und 12:00 Uhr in der psychiatrischen Institutsambulanz anrufen (0209/160 1610). Sie werden noch am gleichen oder am darauffolgenden Tag stationär aufgenommen.

Fachpsychiatrische Betreuung während der Entgiftung
Die qualifizierte Entgiftung im EVK erfolgt zunächst während eines stationären Aufenthaltes. Die Patient:innen werden dort langsam und kontrolliert vom Suchtmittel entgiftet und dabei internistisch streng überwacht. „Auch noch Tage nach dem Absetzen von Alkohol oder Beruhigungsmitteln kann der Körper extrem reagieren. Die Betroffenen können zum Beispiel in ein Delirium fallen und optische Halluzinationen haben oder Krampfanfälle bekommen, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können“, erklärt Dr. Johannes Pach, leitender Oberarzt der Abteilung für Akutpsychiatrie und Suchtmedizin. Die Ärzt:innen der Klinik für Seelische Gesundheit raten daher dringend davon ab, eigenständig einen Entzug durchzuführen und bitten Betroffene darum, ihre „gewohnte Dosis“ zu konsumieren, bevor sie ihren Aufenthalt im EVK antreten.

Nach der körperlichen Entgiftung erfolgt am EVK die Behandlung durch fachpsychiatrische Ärzt:innen. Sie betreuen die Patient:innen, erarbeiten mit ihnen die Ursachen für die Abhängigkeit und legen die individuellen Therapiemaßnahmen fest. Zum vielfältigen Behandlungsangebot am EVK gehören Ergo-, Musik-, Sporttherapie sowie psychologische Gespräche. Zudem wird Psychoedukation angeboten, bei der Betroffene und ggf. Angehörige über die Hintergründe der Erkrankung aufgeklärt werden und so ein besseres Verständnis für die Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten bekommen.

Darüber hinaus steht den Patient:innen ein Team an Sozialarbeiter:innen zur Seite und vermittelt sie in Rehabilitationsleistungen, die nach dem Krankenhausaufenthalt erfolgen, und zur Langzeittherapie dienen. Diese können zum Beispiel stationär in einer Fachklinik oder ambulant bei den Beratungsdiensten des Diakoniewerks Gelsenkirchen und Wattenscheid stattfinden. Eine ambulante Entwöhnung eignet sich vor allem für Menschen, die beispielsweise Angehörige pflegen oder Kinder versorgen müssen und daher nicht lange von ihrem Alltag fernbleiben können.

Mit gepackten Koffern einen Termin vereinbaren und dann schnell die Entgiftung antreten zu können, ist am EVK seit einem halben Jahr möglich – und wird von den Erkrankten sehr gut angenommen. „Wir wollten die Betroffenen in dem Moment auffangen, in dem sie sich bewusst für einen Entzug entscheiden“, berichtet Prof. Dr. Peer Abilgaard, Chefarzt der Klinik für Seelische Gesundheit. „Wenn jemand direkt einen Termin bekommt, ist er häufiger motiviert, den Entzug durchzustehen. Das spiegelt sich schließlich auch in den Behandlungserfolgen wider.“

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